Fragen zum Tarifvertrag

Bekommen wir bei der Anerkennung der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie in Bayern das gleiche Entgelt, wie zum Beispiel bei Siemens oder MAN?
Die Entgelttabelle der Metall- und Elektroindustrie in Bayern gilt für alle bayerischen Unternehmen, die tarifgebunden sind. Ob das Unternehmen in Unterfranken oder Oberbayern sitzt, spielt dabei keine Rolle. In Tarifverhandlungen über die Anerkennung der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie wird genau geschaut, welche Schritte für das Unternehmen wirtschaftlich tragbar sind (FAQ Insolvenzgefahr / Personaleinsparungen). Daher ist es realistisch, dass die Entgelttabelle der duagon schrittweise an das Niveau des Flächentarifvertrages herangeführt werden muss.
Führt ein Tarifabschluss die duagon in die Insolvenz?

Nein. Die IG Metall verhandelt mit Augenmaß und berücksichtigt die wirtschaftliche Tragfähigkeit in der Tarifverhandlung. Eine Anerkennung der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie Bayern kann auf die betrieblichen Gegebenheiten angepasst werden und zum Beispiel in Stufen oder zeitlich festgelegten Schritten erfolgen. Dadurch hat der Arbeitgeber Planungssicherheit und kann sich auf die neuen tariflichen Rahmenbedingungen vorbereiten.

Für wen gilt der Tarifvertrag?

Die Tarifverträge der M+E gelten rechtlich nur für Mitglieder der IG Metall.

Muss ich meinem Arbeitgeber anzeigen, dass ich am Warnstreik teilgenommen habe?

Mit Beginn des Streiks entfallen für die Beschäftigten alle arbeitsvertraglichen Pflichten. Dazu zählt auch die Benutzung von Zeiterfassungssystemen. Der Arbeitgeber muss daher selbstständig in Erfahrung bringen, wer am (Warn-)Streik teilgenommen hat. Es besteht auch keine Verpflichtung sich am Arbeitsplatz abzumelden. Der Arbeitgeber darf das Entgelt entsprechend kürzen. Er darf die ausgefallene Arbeitszeit nicht von einem bestehenden Stundenkonto abziehen.

Was ist ein Erzwingungsstreik?

Sollten der Warnstreik oder der 24-Stunden-Warnstreik nicht genügend wirtschaftlichen Druck auf einen Arbeitgeber ausüben, kann die IG Metall mit dem Erzwingungsstreik eine weitere Eskalationsstufe zünden. Dazu muss ein Antrag auf Urabstimmung beim IG Metall Vorstand gestellt werden. Wird dieser bewilligt, sind alle IG Metall Mitglieder bei duagon aufgerufen sich an der Urabstimmung zu beteiligen. Dabei müssen 75 Prozent der Mitglieder sich für den Streik aussprechen. Erscheint jemand nicht zur Urabstimmung, gilt diese Stimme als Ablehnung. Wenn die Mitglieder für den Streik stimmen, legt die IG Metall den Beginn des Streiks fest. Für die Dauer des Streiks wird Streikgeld an die Mitglieder gezahlt.

Was ist ein Frühschluss?

Ein Frühschluss ist eine Form des Warnstreiks. Er wird häufig am Ende einer Arbeitswoche eingesetzt. Der Warnstreikaufruf erfolgt dann so, dass die Arbeitswoche früher endet und das Wochenende eher beginnt.

Was ist ein Warnstreik / 24-Stunden-Warnstreik?

Ein Warnstreik ist eine zeitlich befristete Arbeitsniederlegung. Dieser kann von wenigen Stunden bis zu einem ganzen Tag dauern (24-Stunden-Warnstreik). Nur die IG Metall darf zum Warnstreik aufrufen. Mit Beginn des Warnstreiks sind alle Beschäftigten, unabhängig ob sie Mitglied der IG Metall sind, von ihrer Arbeitspflicht entbunden. Es können sich also alle Beschäftigten am Warnstreik beteiligen. Für einen Warnstreik wird grundsätzlich kein Streikgeld gezahlt. Für einen 24-Stunden-Warnstreik in einer betrieblichen Tarifbewegung wird keine Streikunterstützung gezahlt.

Was ist eine Urabstimmung?

Die Urabstimmung findet unter den IG Metall Mitgliedern statt, die für den Streik in Frage kommen. Dazu muss zuerst ein Antrag beim Vorstand der IG Metall gestellt werden. Wird dieser bewilligt, beginnt die Urabstimmung. Dabei müssen 75 % der für den Streik in Frage kommenden Mitglieder sich für den Streik aussprechen. Jede Stimme, die nicht abgegeben wird, gilt dabei als Ablehnung des Streiks.

Was muss ich bei Streik und Leiharbeit beachten?

Beschäftigte in Leiharbeit dürfen bei einem Streik bei der duagon nicht zu Streikbrucharbeiten eingesetzt werden. Auch darf der Arbeitgeber Beschäftigte in Leiharbeit nicht in Betrieben einsetzen, die ordnungsgemäß bestreikt werden. Dem Arbeitgeber wäre
der Streik bei der duagon mitzuteilen, ein Einsatz in einem anderen nicht bestreikten Entleihbetrieb ist möglich. Das Entgelt muss weitergezahlt werden.

Was wird als erstes von den Tarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie umgesetzt?

In Tarifverhandlungen wird über die Bausteine gesprochen, welche als erstes bei der duagon eingeführt werden könnten. Dabei ist für die IG Metall entscheidend, welche Schwerpunkte den Mitgliedern wichtig sind. Diese werden bei der Tarifforderung sowie während der möglichen Tarifverhandlungen mit beachtet und einbezogen. Das allgemeine Stimmungsbild aus der IG Metall Umfrage von 2023 gibt dabei eine grobe Richtung vor. Dort waren die drängendsten Themen regelmäßige Entgelterhöhungen sowie die Einführung eines fairen und transparenten Entgeltsystems.

Welche Vorteile habe ich als Beschäftigter/Beschäftigte vom Tarifvertrag M+E?

Neben einem fairen Entgelt durch Eingruppierung sichern die Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie in Bayern eine Arbeitszeit von 35 Stunden pro Woche (freiwillig kann bis 40 Stunden gearbeitet werden), 30 Tage Urlaub mit zusätzlichem Urlaubsgeld, Jahressonderzahlung, die Wandlungsoption von Geld in Zeit (T-ZUG) oder Regelungen zur Altersteilzeit. Durch regelmäßige Tarifrunden gibt es in planbaren Abständen verlässliche Tariferhöhungen. Bei wirtschaftlichen Krisen ermöglicht der Tarifvertrag die Mitsprache der IG Metall Mitglieder, um Einfluss auf die zukünftige Ausrichtung des Betriebes zu nehmen.

Welchen Nachteil bringt ein Tarifvertrag für die duagon?

Der Einfluss der Beschäftigten steigt. Durch einen Tarifvertrag können sie Einfluss auf die Gestaltung der Entgelte und Arbeitsbedingungen nehmen. Durch faire Entgelte und bessere Arbeitsbedingungen (z.B. kürzere Arbeitszeit) verändern sich zum Beispiel die Personalkosten des Arbeitgebers.

Welchen Vorteil bringt ein Tarifvertrag für die duagon?

Tarifverträge erhöhen bei Fachkräften die Attraktivität eines Unternehmens. Das Entgelt ist höher, die Arbeitszeit niedriger und die Arbeitsplätze sicherer als in Betrieben ohne Tarifvertrag. Dadurch fällt es einem Unternehmen leichter neue Mitarbeiter zu gewinnen und erfahrene Mitarbeiter zu halten. Durch ein faires Entgeltsystem (Gleiche Arbeit – Gleiches Geld) steigt das Betriebsklima, weil vergleichbare Tätigkeiten mit einem vergleichbaren Grundentgelt vergütet werden. Durch tarifvertragliches Leistungsentgelt erhalten die Beschäftigten einen leistungsbezogenen Entgeltbestandteil, der die Motivation der Beschäftigten steigert. Im Falle einer wirtschaftlichen Krise gibt der Tarifvertrag die Möglichkeit, dass Arbeitgeber und IG Metall über betrieblich angepasste Tarifverträge zur Rückerlangung der Wettbewerbsfähigkeit verhandeln können. Weiterhin gilt während der Laufzeit der Tarifverträge die Friedenspflicht, wonach die IG Metall nicht für Forderungen streiken darf, die schon im Tarifvertrag geregelt sind. Dadurch erhält der Arbeitgeber Planbarkeit und Ruhe im Betrieb.

Wer verhandelt über die Tarifforderung?

Die Verhandlungsführung liegt bei der IG Metall Bezirksleitung Bayern. Die Mitgliederversammlung der IG Metall wählt betriebliche Vertreterinnen und Vertreter, zur Unterstützung der Verhandlung. Diese nehmen dann an der Verhandlung teil und bringen die Forderungen der Mitglieder mit ein.

Wie läuft die Einführung des Tarifvertrages ab? Wenn sich die Personalkosten durch die Einführung um X Prozent erhöhen, müssen dann nicht auch X Prozent Personal eingespart werden?

Generell gilt: einen Tarifabschluss gibt es nur mit Zustimmung von Arbeitgeber und IG Metall. Daher müssen sich beide Seiten auf einen wirtschaftlich tragbaren Fahrplan zur Einführung verständigen. So können zum Beispiel tarifvertragliche Bestandteile kurzfristig oder mittelfristig mit einem Stufenplan eingeführt werden. Bestandteile der Tarifverträge können auch für weitere Verhandlungen in der Zukunft vorgesehen und mit einer Verhandlungsverpflichtung versehen werden. So gibt es genügend Spielraum, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit dem Unternehmen zu ermöglichen. Personalabbau ist nicht notwendig.

Wie wird eine Tarifforderung gestellt und wer entscheidet was gefordert wird?

Die Tarifforderung wird von den Mitgliedern der IG Metall auf einer geschlossenen Mitgliederversammlung bestimmt. Dazu erarbeiten im Vorfeld die Aktiven der IG Metall einen Vorschlag, um ihn in der Mitgliederversammlung zu diskutieren und zur Abstimmung zu stellen.

Fragen zur Mitgliedschaft

Darf mich der Arbeitgeber als Mitglied der IG Metall benachteiligen?

Nein! Das Recht sich in Gewerkschaften zu organisieren ist durch das Grundgesetz Artikel 9 Absatz 3 geschützt. Abreden die dieses Grundrecht einschränken sind nichtig. Weiterhin müssen Arbeitgeber und Betriebsrat nach § 75 BetrVG darüber wachen, dass alle im Betrieb tätigen Personen nach den Grundsätzen von Recht und Billigkeit behandelt werden und eine Benachteiligung aufgrund von gewerkschaftlicher Betätigung unterbleibt.

Freizeitunfallversicherung für Mitglieder

Mitglieder, die ihren Beitrag satzungsgemäß gezahlt haben, erhalten nach 12 monatiger Mitgliedschaft eine Freizeitunfallversicherung über die IG Metall. Diese erstreckt sich auf Unfälle außerhalb des Berufes und des direkten Weges nach und von der Arbeitsstätte, d.h. auf solche Unfälle, die nicht als Unfälle im Sinne des Sozialgesetzbuches VII (SGB VII) gelten. Für Unfälle im Berufes und auf dem direkten Weg nach und von der Arbeitsstätte greift die gesetzliche Unfallversicherung.

Folgende Leistungen sind enthalten:

  • Unfall-Krankenhausgeld (auch Krankenhaustagegeld genannt): Bei einem Krankenhausaufenthalt von mindestens 48 Stunden erhalten Betroffene einen einmaligen Betrag bis zum 30-fachen des Monatsbeitrags, maximal 51,13 Euro pro stationärem Behandlungstag. Mindestens werden 154 Euro als einmalige Entschädigung gezahlt.
  • Invaliditätsentschädigung: Bei Vollinvalidität gibt es den 500-fachen Monatsbeitrag als einmalige Entschädigung, den entsprechenden Teilbetrag bei einer Teilinvalidität von mindestens 20 Prozent. Für Rentnerinnen und Rentner ist diese Invaliditätsleistung nur mitversichert, wenn sie in einem Arbeitsverhältnis stehen und satzungsgemäße Gewerkschaftsbeiträge leisten.
  • Todesfallentschädigung: Bei Unfalltod erhalten die Hinterbliebenen den 200-fachen Monatsbeitrag.

Die Leistungen können Mitglieder in der Geschäftsstelle der IG Metall Nürnberg unkompliziert beantragen: https://nuernberg.igmetall.de/ueber-uns/ansprechpartner

IG Metall Beitrag und Steuererklärung

Der Jahresbeitrag der IG Metall kann als Werbungskosten bei der Steuererklärung abgesetzt werden. Die IG Metall gilt bei der Steuererklärung als Berufsverband. Eine Beitragsbestätigung können sich Mitglieder über das Selbstserviceportal der IG Metall herunterladen oder in der Geschäftsstelle Nürnberg anfragen.

Weiterhin gibt es eine Beratungsstelle der LBG (Lohnsteuerberatung für Gewerkschaftsmitglieder e.V.) in der Geschäftsstelle der IG Metall Nürnberg. Dort können Mitglieder unkompliziert ihre Lohnsteuererklärung erstellen lassen.

Rechtsschutz und Beratung im Arbeits- und Sozialrecht

Ab Eintritt kannst du die rechtliche Beratung in der IG Metall Geschäftsstelle Nürnberg in Anspruch nehmen. Ab 3 Monate Mitgliedschaft können rechtliche Fragen im Arbeits- und Sozialrecht außergerichtlich bzw. gerichtlich durch die IG Metall und den DGB Rechtsschutz vertreten werden.

Das Arbeits- und Sozialrecht umfasst:

  • Fragen rund um das Arbeits- und Ausbildungsverhältnis (Arbeitsvertrag, Kündigung, Entgelt, …)
  • Anträge und Widersprüche in der Sozialversicherung (Kranken-, Arbeitslosen-, Renten-, Unfallversicherung, Elterngeld, Schwerbehinderung, …)
  • Für Studierende: bei letztmaligem Nichtbestehen einer Prüfung, die zur Exmatrikulation führen würde, gibt es rechtliche Unterstützung durch die IG Metall
Streikgeld und Streikunterstützung

Für einen vom Vorstand der IG Metall beschlossenen Streik mit Unterstützungsleistung (Erzwingungsstreik) erhalten Mitglieder Streikgeld, wenn sie bei Beginn der dem Streik vorausgehenden Urabstimmung der Gewerkschaft mindestens drei Monate angehörten und während dieser Zeit satzungsgemäße Beiträge geleistet haben.

Für einen „einfachen“ Warnstreik oder Frühschluss wird kein Streikgeld gezahlt. Eine Streikunterstützung bei einem Tageswarnstreik von 24 Stunden wird in betrieblichen Tarifrunden (z.B. Anerkennung von Tarifverträgen) nicht gezahlt.

Hier kannst du abhängig von deinem Beitrag dein Streikgeld berechnen: https://www.igmetall.de/service/online-services/streikgeldrechner

Weitere Unterstützungsleistungen

Es gibt weiterhin die Möglichkeit auf Unterstützung bei außerordentlichen Notfällen sowie Unterstützung im Todesfall.

  • Unterstützung bei außerordentlichen Notfällen: IG Metall-Mitglieder, die sich durch ein unvorhersehbares Ereignis in einer außerordentlichen Notlage befinden (z.B. Hausbrand), können finanzielle Unterstützung beantragen. Diese ist entweder durch eine einmalige Unterstützungszahlung oder durch eine Beitragsminderung für maximal 12 Monate möglich. Nach persönlicher Schilderung der Notlage kann der Ortsvorstand der IG Metall Nürnberg die Höhe der Unterstützung oder die Höhe der Beitragsminderung festlegen. Bei existenzbedrohenden Naturkatastrophen (wie Flut, Hochwasser, Erdrutsche oder Tornados) erfolgte in der Vergangenheit eine schnelle, unkomplizierte Unterstützung der betroffenen Mitglieder, wie zum Beispiel bei den Flutkatastrophen 2013, 2016 und 2021.
  • Todesfallunterstützung: Bei Sterbefällen unterstützen wir unsere Mitglieder oder deren Hinterbliebene. Die Leistungen errechnen sich aus der Dauer der Mitgliedschaft. Entscheidend ist der Durchschnittsbeitrag der letzten 12 Monate aus dem Beschäftigungsverhältnis (1 Prozent vom Bruttoeinkommen).